Gerhard Merz (SPD): Die Bankrotterklärung des Kultusministers – Pensionäre als pädagogische Reserve dringend gesucht

Kultusminister Lorz (CDU) hat heute angekündigt, bereits pensionierte Lehrerinnen und Lehrer für den Unterricht an den Grund- und Förderschulen des Landes reaktivieren zu wollen. Außerdem sollten Lehrkräfte, die in den kommenden zwei Jahren in den Ruhestand gehen würden, gebeten werden, länger im Dienst zu bleiben.

Der stellv. bildungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Gerhard Merz, nannte diese Ankündigung des Kultusministers heute „einen bildungspolitischen Offenbarungseid“. Merz sagte, die Landesregierung stolpere nun endgültig über ihr seit vielen Jahren kultiviertes Nichtstun bei der Lehrerausbildung. „Der Lehrermangel kommt nicht über Nacht, sondern lässt sich weit im Voraus absehen. Immerhin weiß man ja von jedem einzelnen Lehrer und jeder einzelnen Lehrerin schon bei der Einstellung, wann er oder sie das Pensionsalter erreicht. Und dass die Umsetzung der Inklusion mehr Personal braucht, war auch nie ein Geheimnis. Aber statt die Ausbildung des pädagogischen Nachwuchses zu planen und zu gestalten, hat diese Landesregierung – wie alle ihre CDU-geführten Vorgängerregierungen – über Jahre und Jahrzehnte hinweg versäumt, an den Universitäten ausreichend Grund- und Förderschullehrkräfte auszubilden und die Fort- und Weiterbildung systematisch auszubauen“, kritisierte der SPD-Bildungsexperte. Wann immer die SPD die Initiative ergriffen habe, um mehr Ausbildungskapazitäten zu schaffen, sei sie von der CDU und ihren wechselnden Koalitionspartnern blockiert worden.

„Offensichtlich ließ sich der Lehrermangel nicht mehr länger verheimlichen oder schönreden, deswegen war Kultusminister Lorz heute gezwungen, das Motto ‚Pensionäre in die Klassenzimmer‘ auszurufen“, so Merz. Es räche sich, dass die Landesregierung es versäumt habe, attraktive Bedingungen für angehende Lehrkräfte zu schaffen. Jahrelang sei zu Lasten der Lehrkräfte und ihrer Arbeitsbedingungen gespart worden, so dass sich viele junge Pädagoginnen und Pädagogen attraktivere Stellen in anderen Bundesländern suchten. Die zahlreichen Überlastungsanzeigen, insbesondere von Grundschulen, sprächen eine deutliche Sprache. „Wer den Schulen und jeder einzelnen Lehrkraft immer mehr Aufgaben unter immer schlechteren Arbeitsbedingungen zuschiebt und die Beamtinnen und Beamten auch noch bei der Besoldung schlechter stellt, der muss sich nicht wundern, wenn die jungen Lehrerinnen und Lehrer sich jenseits der Landesgrenzen einen besseren Dienstherrn suchen. Gerade Schwarz-Grün hat es in den zurückliegenden drei Jahren geschafft, eine regelrechte Lehrkräfteabschreckungsstrategie zu fahren. Das Ergebnis ist desaströs“, sagte Merzabschließend.